- Jack London Movies -
Raimund Harmsdorf as Wolf Larsen

Der Seewolf - 1971

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Seewolf & Co
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Joe Louis, van Weyden, Wolf Larsen on board of the GhostAm Anfang war die Kartoffel
Niemand wird diese Szene je vergessen: Raimund Harmsdorf, alias Wolf Larsen betritt Mugridge's Kombüse, greift sich eine der Kartoffeln, die van Weyden gerade schält und zerdrückt sie mit der bloßen Hand. Und die Frage, ob die Kartoffel denn nun roh oder gekocht war, beschäftigte anderntags die gesamte Nation. Wer sich mit Film auch nur im mindesten beschäftigt hat, dem dürfte klar sein, daß die Kartoffel in jedem Fall gekocht war, denn kein Regisseur würde ein so dummes Risiko eingehen. In zahllosen Fernsehauftritten hat Darsteller Raimund Harmsdorf dann aber bewiesen, daß er durchaus fähig war, auch eine rohe Kartoffel auf diese Weise zu pürieren. Doch war das bei weitem nicht die einzige Szene, die den Erfolg dieser ungewöhnlichen Verfilmung ausgemacht hat. Der Seewolf war seinerzeit ein Straßenfeger mit einer "Traumquote", wie man in der heutigen Medienwelt sagen würde. Der Vierteiler wurde bislang am häufigsten wiederholt, in verschiedene Sprachen übersetzt und schaffte es in einer gekürzten Fassung sogar ins Kino.

End of a thief: cookie is drunk...Das Drehbuch: Konglomerat oder Alchemie?
Die erfolgsträchtige Geschichte begann schon mit der Konzeption des Drehbuchs. Walter Ulbrich, auch "Vater der Adventsvierteiler" genannt, kam eines Tages auf die Idee, das Medium Fernsehen mit seinen ungeahnten Möglichkeiten am Schopf zu packen und Weltliteratur umzusetzen. Hier kam ihm zugute, daß man nun einen für eine 90-minütige Kinofassung zu langen Stoff in vier Folgen verpackt in voller Bandbreite dem Publikum zugänglich machen konnte. Gerade deshalb war diese bisher so einzigartige Werkstreue überhaupt möglich. Neben so unsterblichen Klassikern wie "Die Schatzinsel", "Die geheimnisvolle Insel", "Der Lederstrumpf" und "Die Abenteuer des David Belfour" lag Walter Ulbrich als eingefleischtem Jack London Fan und Kenner vor allem der "Seewolf" am Herzen. Eigentlich hatte er ja immer "Ein Sohn der Sonne" verfilmen wollen, scheiterte aber am episodenhaften Charakter dieser Erzählungen, brachte dann aber immerhin das Kunststück fertig Edward Grief mit van Weyden zu verschmelzen. Auch Ulbrich war von Beginn an klar, daß mit dem Ursprungsroman allein kein Staat zu machen war - zu sehr knickt die Handlung im letzten Drittel ab. Edward Meeks as Humphrey van WeydenDeshalb entschloss er sich in einer Art Exegese aller London-Romane, die Charakter und Erzählstränge zu vermengen. Entgegen allen früheren und späteren Drehbuchautoren nahm er keine willkürlichen Eingriffe in den Originaltext vor, sondern bediente sich allein beim Autor selbst, bis hin zur Übernahme von Originaldialogen und Erzähltexten in das Script. Im ersten Teil noch stark am Original-Seewolf orientiert, weicht er schon im zweiten Teil stark ab und erfindet eine Jugendfreundschaft, die zwischen Larsen und van Weyden bestanden haben soll. Hier zitiert er "Joe unter den Piraten" und später "Abenteurer des Schienenstranges". In den späteren Folgen kommen dann die Erzählungen "Liebe zum Leben", "Ein Sohn der Sonne", "Aloysius Pankburns wunder Punkt", sowie "Eine kleine Abrechnung mit Swithin Hall" zum Einsatz. Dazwischen wird sogar Jack Londons eigene Biographie "König Alkohol" zitiert. Und teilweise seitenlang im Text übernommen. Ulbrich gelingt hier eine Art alchemistischer Vereinigung vieler London-Texte und ermöglicht so dem Zuschauer eine Reise durch die verschiedenen Seiten des Autors.

Buddies: Joe and Frisco KidDarsteller und Regie: Kumpels auf See.
Raimund Harmsdorf war Regisseur Wolfgang Staudte eigentlich zu jung für die Rolle, überzeugte aber dann doch durch seine außergewöhnliche Präsenz. Edward Meeks war schon zuvor durch einige Abenteuerfilme aufgefallen und so was wie der Star der Serie. Worin er allerdings schnell durch Harmsdorf abgelöst wurde. Raimund Harmsdorf gab den bisherigen Filmlarsens das, was gefehlt hatte: Kraft, Brutalität und Charme. Unvergessen sein Auftritt als erblindeter Larsen, der dem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren liess. Leider ist aus Harmsdorf nicht der gefeierte Dauerstar geworden; Es gab zwar noch einen sehr starken Part als Michail Strogoff in "Der Kurier des Zaren" und einige nette Rollen in weiteren Jack London Verfilmungen wie "Der Ruf der Wildnis" aber der Rest war Schweigen. Bis auf ein paar Ohrfeigenparts in Bud Spencer und Terence Hill Filmen wurde es sehr still um den Star. Bis er dann vor einigen Jahren Selbstmord beging. Als Regisseur verpflichtete Autor und Produzent Walter Ulbrich den TV-Routinier Wolfgang Staudte. Staudte fand es nach eigener Aussage "fabelhaft, mit den Kumpels rauszufahren und zu warten, bis ein Sturm kommt". Und an die Szenen mit dem Schienenstrang erinnert er sich: "Das haben die fabelhaft gebaut. Und es war heiß, die Sonne schien, es waren vierzig Grad. Die Natur hat auch so schön mitgespielt: das machte eben alles Spaß." Staudte drehte einige Jahre später noch den Vierteiler "Lockruf des Goldes" gleichfalls mit Ulbrich als Produzenten. 1984 erlag er einem Herzinfarkt.

Reinhard Wissdorf 1999


Filmdaten:
Titel: Der Seewolf - Fernsehfilm in vier Teilen nach Jack London
1. Teil: Ein seltsames Schiff: 88'17 Min.
2. Teil: Kurs auf Uma: 96'59 Min.
3. Teil: Das Land der kleinen Zweige: 88'11 Min.
4. Teil: Die Suche nach einer verlorenen Insel: 89'25 Min.

Directed by
Sergiu Nicolaescu  
Wolfgang Staudte  
 
Writing credits
Jack London   (novel The Sea Wolf)
Walter Ulbrich  
 
Cast (in alphabetical order)
Beatrice Cardon .... Maud Brewster
Boris Ciornei .... Louis
Dana Comnea .... Mrs. Raffy
H. Czeck .... Albright
Raimund Harmstorf .... Wolf Larsen
Omar Islau .... Oofty-Oofty
Peter Kock .... Leach
Willi Kowalj .... Pankburn
Edward Meeks .... Humphrey van Weyden
Sergiu Nicolaescu .... Captain Raffy
H. Pomarius .... Carlson
Sandu Popa .... Johnson
Colea Rautu .... Pete
Dieter Schidor .... Frisco Kid
Emmerich Schäffer .... Mugridge
Franz Seidenschwan .... Joe
Septimiu Sever .... Van Weyden father (as Septimu Sever)
J. Tataru .... Koho
Sanda Toma .... Van Weyden mother
Lydia Tomescu .... Lavina
 
Produced by
Walter Ulbrich  
 
Original music by
Hans Posegga  
 
Cinematography by
André Zarra  
 
Film Editing by
Hermann Haller  
 
Production Design by
Aureliu Ionescu  
 
Art Direction
Aureliu Ionescu  
 
Costume Design by
Lidia Luludis   (as Lydia Luludi)
 
Makeup Department
Heinz Auditor .... makeup artist
 
Production Management
Georg Glass .... production manager
Constantin Toma .... production manager
 
Production Companies
Also Known As:
"Lupul marilor" (1971) (mini) (Romania)
Runtime: West Germany:362 (4 parts)
Country: Romania / Austria / France / West Germany
Language: German
Color: Color

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